Über Preise sprechen
Ich weiß, Preise sind ein sensibles Thema, doch genau das müssen sie nicht sein.
Ich schreibe diesen Artikel nicht nur für Kolleg:innen, sondern auch für meine Kund:innen – denn ich finde es genauso wichtig, dass auch Kund:innen verstehen, wie Preise zustande kommen.
Folgende Variante: Erst gibt’s die Kurzversion – wer danach keine Lust mehr hat, steigt aus.
Für alle anderen tauche ich tiefer ein. Damit ihr dabei bleibt, poste ich süße Welpenfotos - TAKTIK ist alles :-D
KURZVERSION
Ich sehe bei dem ganzen Thema zwei entscheidende Faktoren: Zeit und Kosten.
Ganz grob runtergebrochen – das ist natürlich individuell – sieht es so aus:
- Ein Shooting hat bei mir ein Gesamtzeitinvest von 20 Stunden
- Ich brauche im Monat 8.400 € Umsatz, um alles decken zu können
- Bei 1.200 € pro Shooting sind das 7 Shootings pro Monat
Macht 140 Stunden im Monat für Shootings
Ich denke, das versteht man gut und beides unterschätzt man.
Dennoch klingt das erstmal halb so wild. ABER...

Warum 20 Stunden pro Shooting?
-
2 Stunden Outfitberatung, E-Mails, Terminvergabe
-
5 Stunden Shooting (inkl. Aufbau, Putzen, Locationscouting)
-
12 Stunden Bildbearbeitung
-
1 Stunde Rechnungsstellung, Datensicherung, Abgabe
Macht eine Gesamtzeit von 20 Stunden pro Fellfreundschaft.
Warum 8.400 € Umsatz?
Bei 8.400 € Umsatz bleiben mir 4.200 € übrig.
Diese brauche ich für meine Fixkosten und mein eigenes Gehalt.
Kommt dir vielleicht hoch vor? Allein meine Krankenkasse liegt bei 1.300 € im Monat – das erklärt schon einiges.

7 SHOOTINGS IM MONAT
7 Shootings im Monat bedeutet: Januar bis Dezember – ohne Krankheit, ohne Pause. Und ja, Leute – Pausen sind ultra, ultra wichtig in unserem Beruf. Ihr dürft den Kopf schütteln, aber ich habe Recht. Warum? Weil ich selbstständig in diesem Beruf bin und über 10 Jahre Erfahrung habe.
Generell finde ich es ein Phänomen unserer Gesellschaft, sich Urteile zu bilden, ohne zu hinterfragen oder Fachwissen zu haben. Beispiel: Eine Freundin mit einem Klamotten-Label. Da schreiben Menschen:
„Boa, 120 € für einen Pullover – tickt’s noch?“ Dabei hat man gar keine Ahnung von den Kosten, vom Aufwand und allem, was dahintersteckt. Also meine Bitte: Seid kritisch und hinterfragt gern – aber urteilt nicht vorschnell.
Und Marketing?
Um meine 7 Shootings im Monat zu bekommen, braucht es Marketing. Bei mir bedeutet das vor allem Instagram – mit einem Zeitinvest von 28 Stunden pro Woche. Dazu kommen Buchhaltung, Website-Pflege und viele andere Prozesse, die zur Selbstständigkeit gehören – ich setze diesen Block mal niedrig an mit 30 Stunden pro Woche.
Das macht:
120 Stunden Marketing & Orga im Monat
140 Stunden Shootings
= 260 Stunden pro Monat
So geht die Rechnung für mich langfristig nicht auf.
WIE GEHT ES NUN WEITER?
Für mich war die Lösung: eine Mitarbeiterin einstellen. Kostet natürlich auch Geld.
Die Alternative wäre gewesen: Preise erhöhen.
Denn weniger Shootings für mehr Geld bedeutet weniger Zeitinvest – und „normalere“ Arbeitszeiten.
Ich will euch mit diesem Thema gar nicht überfordern, aber ich finde es wichtig, Einblicke zu geben, Verständnis zu schaffen und dem Thema Geld diese Schamhaftigkeit zu nehmen, die es nun mal oft hat.
Das hier ist nur grob angerissen, zeigt aber hoffentlich trotzdem, warum ich mit einem 1.200-€-Shooting nicht im Reichtum schwimme.
Ich stand ja selbst mal auf der anderen Seite, war angestellt und hätte vermutlich genauso geschluckt bei diesem Preis.
Das habe ich nicht vergessen – und genau deswegen sage ich: Dieser Artikel ist genauso für meine Kund:innen wie für meine Kolleg:innen.
Denn nur, wenn man etwas versteht, lösen sich die Fragezeichen im Kopf auf.